Der Spritzer

Heute trinken wir was. Und nicht irgendwas, sondern eine österreichische sommerliche Institution: einen Spritzer!

Kennengelernt haben uns Spritzer und ich in einem Wiener Lokal. Er war in den Händen einer Freundin und hat mir gar nicht gefallen. Sein unbestimmtes Wesen aus Weißwein und Wasser hatte mich schockiert, und ich wollte überhaupt nicht, dass er mit uns den Abend verbringt. Er gefiel aber meinen Freunden.

Liebe Zuhörer, ich will nicht die österreichische Trinkkultur beleidigen, aber ich komme aus Burgund oder genauer aus Chablis, wo der beste Weißwein der Welt herkommt. Dass man Wein mit Wasser trinkt, hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen! Ich konnte es nicht glauben und nicht akzeptieren. Es war für mich ein Akt der Sabotage gegen die ganze Weinkultur. Da ich meine österreichischen Freunde behalten wollte, habe ich trotzdem seine Präsenz bei unseren Treffen toleriert. Ich muss aber ehrlich sein und sagen, dass es schon ein bisschen weh getan hat.

Diese Situation hat sich aber letzten Sommer drastisch geändert. Ich war bei einem Fest, und es gab nur Bier oder Spritzer. Bier mag ich überhaupt nicht. Ich habe also einen Spritzer bestellt. Meine Freunde schauten mich als hätte ich meinen Glauben verloren. Und wie war der Spritzer eigentlich? Gut muss ich sagen. Der Spritzer hat mir gefallen! Aber sollte ich das öffentlich zugeben?

Ich habe zuerst die Konsequenzen nachgedacht. Würde meine Familie in Burgund akzeptieren, dass ich Wein gemischt mit Sodawasser trinke? Sicher nie! Aber ich wollte trotzdem wieder Spritzer trinken. Ich find also an geheim Spritzer zu trinken. Ich bin damit in die Spritzer Kultur hineingerutscht. Spritzertrinken ist cool, oder cool geworden, dank Michael Haupl und einer spritzigen Kommunikation der Spritzer Lobbys. Jetzt sage ich schon „geh ma auf einen Spritzer“! Ich bin auch Mitglied eines Sparvereins mit dem Motto „Liter Liter“ geworden! Ich würde gerne eine Spritzer Botschafterin werden, aber ich traue mich noch nicht das vor meiner Familie preiszugeben. Zum Glück sprechen sie kein Deutsch. Ich bitte euch diesen Podcast nicht zu übersetzen! Gehen wir lieber auf einen Spritzer!

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