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Heute bin ich böse! Für mich war die deutsche Sprache immer was Schwieriges, aber auch etwas Schönes und Lustiges. Vor ein paar Wochen habe ich aber mein erstes „Sprachtrauma‘ bekommen. Ich saß im Zugrestaurant im Zug nach Linz. Der Kellner fragte mich, was ich bestellen wollte, und antwortete dann auf meine Bestellung mit „Sehr gerne, die Dame“. Obwohl ich dieser Ausdruck schon in viele Kaffeehäusern gehört hatte, merkte ich zum ersten Mal, wie hässlich ich diesen Ausdruck finde, und dass ich ihn wirklich nicht mehr aushalten kann. Der Kellner war höflich, professionell und süß, aber diese Wörter aus seinem Mund haben meine Kaffeepause ruiniert. Ich konnte nur mehr diese Worte hören und nur noch an sie denken. Immer wenn eine Frau ihn etwas fragte, hat er mit „Sehr gerne, die Dame“ geantwortet. Die Dame. DIE Dame, nicht „meine Dame“. Also bitte!!! Wir sind nicht irgendwelche Frauen, wir sind einzigartig, und das will ich auch hören. Auf Französisch sag man „Madame“, was „Meine Dame“ bedeutet, oder „Mademoiselle“, „meine junge Dame“. Ist es nicht netter? Ich weiß, dass der Kellner höflich sein wollte, aber für mich klingt das „die Dame“ als würde er mich nicht direkt ansprechen und über irgendeine Dame reden. Außerdem fühle ich mich super alt, wenn ich das höre. Für mich ist diese Bezeichnung für meine Großmutti! An diesem Tag waren im Zugrestaurant fast nur Frauen! Der Stopp in Sankt Pölten: Keine steigt aus und noch mehr kommen ins Restaurant. Das „Sehr gerne, die Dame“ multiplizierte sich wie verrückt. Ich konnte nur mehr das hören und mich nicht auf was Anderes konzentrieren. Ich hatte das Gefühl, dass dieses Zugrestaurant immer enger wurde und dass der Kellner immer in meine armen Ohren sprach. Es war die Hölle! Ich zählte jede restliche Minute nach Linz. Endlich befreit! Aber daran habe ich noch den ganzen Tag gedacht! Ich bin noch am Überlegen: Mache ich eine Petition oder nicht? Gegen „Sehr gerne, die Dame“. Aber was könnten wir als Ersatz nehmen? Sehr gerne meine Dame? Nein, ich will niemandem so schnell gehören. Sehr gerne junge Dame? Nett aber vielleicht übertrieben. Sehr gerne Mademoiselle? Für mich perfekt, aber vielleicht gefällt es den Österreicherinnen nicht. Die beste Lösung ist wahrscheinlich doch einfach „sehr gerne“ für alle!
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